Inhaltsverzeichnis
Stephan Remmler
VÖ: 24.10.1986
Vinyl
Standard Version
- LP, 1986, Mercury 830 614-1 Spotify
A-Seite:
- Die Zeit mit dir 2:35
B-Seite:
- Bubela 3:06
- Vogel der Nacht 4:10
Club Edition
- LP, 1986, Mercury 13 917 0 Club Edition Spotify
A-Seite:
- Die Zeit mit dir 2:35
B-Seite:
- Bubela 3:06
- Vogel der Nacht 4:10
MC
Standard Version
- MC, 1986, Mercury 830 614-4 Spotify
Club Edition
- MC, 1986, Mercury 19 058 7 Club Edition Spotify
CD
- CD, 1986, Mercury 830 614-2 Spotify
Club Edition
- CD, 1986, Club-Edition Mercury 37 765 5 Spotify
Das erste Album von Stephan Remmler dürfte wohl auch sein erfolgreichstes gewesen sein. Nachdem Trio sich 1985 aufgelöst hatte, zog sich Remmler in die Schweizer Berge zurück, um in Ruhe zu komponieren. Er hatte eigentlich keine klare Vorstellung von dem, was er machen wollte. Gelegentlich schauten befreundete Musiker bei ihm vorbei und unterstützten ihn in seiner Arbeit. 1986 wurde dann das Ergebnis der Arbeit in Form dieses Albums veröffentlicht. Als aller erstes fällt auf, dass nichts mehr an dem Album an Remmlers Vergangenheit als Trio-Mitglied erinnert. Er beschritt nun wirklich neue musikalische Wege. Der einzige Hinweis auf seine Trio-Vergangenheit ist die Zeile "Der Rhythmus wo ich immer mit muss…" aus dem Opener "Keine Sterne in Athen".
Musikalisch hat Stephan Remmler auf diesem Album ein breites Spektrum zu bieten. Allerdings lässt sich die Musik nicht eindeutig in eine Kategorie einordnen. Diese Eigenschaft behält er bis heute bei.
Allerdings finden sich viele alte Wegbegleiter von Trio. Vor allem ist ihr alter Produzent Klaus O.W. Voormann wieder dabei, der bei einigen Titeln Bass spielt. Aber auch Inga und Annette Humpe sind dabei. Viele Titel wurden wiederum im Can-Studio in Weilerswist aufgenommen. Hervorzuheben ist noch, dass ein paar Titel in Brasilien aufgenommen wurden. Besonders deutlich hört man dies bei dem Titel "Vogel der Nacht".
Remmler interpretiert seine eigenen Lieder jetzt nicht nur, er produziert sie jetzt auch selbst, so dass man davon ausgehen kann, dass er jetzt im musikalischen Sinne sein eigener Herr ist.
Hier der offizielle Promotext zum Album:
Deutschland im Herbst '86: Nach der Kleiderkonfusion der letzten Jahre, wo sogar beinahe die Modemacher in Paris über die mannigfaltigen Anregungen aus Großenkneten gestolpert wären, setzt sich nun ein sehr vernünftiger Trend durch: Man trägt wieder Kopf – den besten, den man kriegen kann. Am allerbesten: den eigenen.
Doch wer kann schon von sich behaupten, daß er diesen Kopf nicht manchmal verliert – Frauengeschichten … Männergeschichten … Geschichten, die niemand so faszinierend erzählen kann wie Stephan Remmler. Und schon gar nicht so lakonisch und so hintersinnig normal: "Wer kennt die Liebe nicht. Sie kommt und geht im Leben. Man greift so oft danach, doch greift man meist daneben … Ich gab mein Glück in deine Hände. Doch du gabst es mir zurück, Stück für Stück." Zeilen wie diese hat Stephan Remmler für sein neues Album geschrieben und gesungen als wär's ein Stück von ihm.
Er – das ist unter den Lehrern der Neuzeit, die beim besten Willen keine mehr sein wollen, der berühmteste.
Er – das ist außerdem der größte Crooner aus Landen in der Kategorie "Songs ohne Happy-End".
Er – das ist auch der wichtigste Beitrag der norddeutschen Perspek-Tiefebene zur Vernachlässigung des rechten Winkels.
Im Trio konnte das vieles bedeuten – musikalischen Minimalismus oder auch den Einsatz großer melodramatischen zuckersüßer Klingklangklong-Orchester. Oder Tutti-Frutti. Was Stephan Remmler nicht beschäftigt. Er hat ja nie behauptet, daß man darüber lachen müsse. Obwohl: Er läßt es gerne geschehen.
18, 20 da konnte Stephan Remmler noch nicht passen. Da ging's eigentlich erst richtig los. Im Ruhrgebiet geboren, verschiedenorts in Norddeutschland aufgewachsen, Klavierunterricht – alles gut verdaut. Studium in Hamburg, dann in Oldenburg. Und mit 32 ein riesiges Fest. Holzminden bebt, Remmler geht … nie mehr Schule. Was danach kommt, ist pop-historisches Allgemeingut. Trio-mäßig halt. Essentiell.
Und jetzt beginnt etwas Neues. Deutschland im Herbst '86 – Stephan Remmler proudly presents die erste Solo-LP. Titel: Stephan Remmler. Sehr persönlich und sehr einzelgängerisch. Wobei: An diesem Album haben viele Musiker mitgewirkt, mit denen Stephan Remmler schon immer mal wollte, weil er glaubte, mit ihnen zu können oder weil er wußte: Das isses. Klaus Voormann gehört zu den vielen, Karl Allaut, Kurt Cress, Christian Kolonovits, Ken Taylor und Inga Humpe. Und nicht zu vergessen Herr Sturm vom Wiener Polizei-Orchester, der das große Becken bewegte – tsching.
Um das mit dem Kopf noch etwas genauer zu erläutern: Es geht nicht nur um die vielen Gehirnwindungen, die einer hat und benutzt. Es geht noch immer weit mehr um Ohren und Augen, die Nase und den Mund, die alles aufnehmen, was das Leben bietet. Und das sollte man bei Stephan Remmler mal wörtlich nehmen: "Wenn ich die Wahl: habe, ob ich mir im Fernsehen die Rock-Nacht oder einen Hans Moser-Film angucke, dann gucke ich mir lieber den Hans Moser-Film an. Und das muß ja auch irgendwie musikalisch seinen Ausdruck finden." Oder dann jene Feststellung: "Wenn ich ein Stück schreibe, hört man natürlich, woher ich komme. Soll man ja auch. Trotzdem ist es ein Stück, das ich 1986 geschrieben habe." Punkt. Und dann aber auch dieses Ausrufezeichen: "Ich habe die Sachen gemacht, die mir am Herzen liegen. Und irgendwie war das Zeit für mich!"
Vielleicht sollte man das mit der Zeit noch ein bißchen näher betrachten. Zeit, die nach der Remmlerschen Zeitrechnung nur mit Erlebtem und mit sonst gar nichts zu tun hat. Seit den frühen musikalischen Selbstfindungsversuchen, die ja weit mehr mit dem Sound des amerikanischen Rock'n'Roll zu tun hatten als man heute glauben würde, seit jener Zeit also hat Stephan Remmler immer wieder an dem ganz Persönlichen gefeilt. An Musik und Stimme und überhaupt an Stimmung guter Stimmung, allen lakonischen Hintersinns zum Trotz. Und an Kopf und Herz, die er immer noch gerne verliert. So ist denn eine Philosophie entstanden, die die Feinheiten so feinsinnig registriert wie seine Stimme, die sich an den Key-Notes entlangreibt: "Es handelt sich doch darum, drei Minuten eine Geschichte mit Herz und Humor und Gefühl zu erzählen." Dazu gehört noch allemal ein Kopf, ein klarer bitte sehr, der die Empfindungen empfindsam entklausuliert: "Ich setze meine Musik zusammen aus dem, wie ich groß geworden bin. Not born in the USA, but born in the BRD." Sätze wie diese sind Weisheiten. Remmlermäßig halt. Essentiell.