TRIOlogie

Stephan. Peter. Kralle.

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wir_lieben_uns_noch_immer_1985

"Wir lieben uns noch immer, heiß und innig"

  • >Drei gegen Drei< und die neue Trio-LP
  • Stephan Remmler im Gespräch

Immer mehr Rock- und Popstars gehen in der Filmbranche fremd. Für die Drei von Trio war dieser Seitensprung von früh an im Gespräch. Über mangelnde Filmangebote konnten die Dadadaisten aus Großenkneten eigentlich nie klagen. Allerdings sollte ein Film mit Trio irgendwie zur minimalistisch-hintergründigen Kultur der Band passen. Und weil man sich nicht unter Wert verkaufen wollte, wartete man ab, bis "kompetente Filmleute" (Stephan Remmler) in Großenkneten an die Haustür klopfen.

Der Münchener Produzent und Verleiher Bernd Eichinger ("Die Unendliche Geschichte") hat ein solches Team zusammengestellt. Eichinger und Thomas Schühly ("Lola", "Veronika Voss", "Abwärts") haben den Trio-Film produziert. Die Inszenierung besorgte der Münchener Schauspieler und Regisseur Dominik Graf ("Neonstadt", "Treffer"). Ein Team von fünf Autoren beschäftigte sich mit dem Drehbuch, das - so die wichtigste Vorgabe - voll und ganz auf Trio zugeschnitten wurde.

Noch bevor der Trio-Film und die neue Trio-LP im Kasten waren, stellte sich Stephan Remmler zum Interview mit der Musik-Szene.


Tach Stephan. Wie steht's mit dem Film aus? Werdet Ihr rechtzeitig fertig?

"Ja, wir sind soweit fertig. Der Film wird termingerecht In die Kinos kommen. "

Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, diesen Film mit Euch zu machen?

"Es war ja schon immer so, seit unseren ersten Erfolgen, dass man uns mit Drehbüchern überschüttet hatte. Jeder wollte einen Film mit uns machen. Wir wollten aber keinen Film mit Trio, wo dann Trio irgendwann zufällig durchs Bild läuft oder aus dem Flugzeug fällt, sondern wir wollten einen Trio-Film. Einen Film, der auch etwas mit der Art unserer Musik zu tun hat. "

Jetzt habt Ihr diesen Film. Kannst Du mal kurz umschreiben, worum's da geht?

"Es geht um drei südamerikanische Generäle, die sich mit 300 Millionen Dollar in die Schweiz absetzen wollen. Deswegen suchen sie sich drei Doppelgänger, die einem Attentat zum Opfer fallen sollen, damit sie selbst offiziell für tot gehalten werden und so ihr Geld in Ruhe verleben können. Und diese drei Doppelgänger worden nun geheimdienst-, raster-, computermäßig aus den 60 Millionen deutschen Bundesbürgern rausgesucht und das sind dann - wie's der Zufall will - genau wir. Wir sollen dann auf Generäle getrimmt worden, aber da passieren Verwechslungen, so dass schließlich keiner mehr weiß, ob er nun die richtigen oder nur die Doppelgänger vor sich hat. Allerhand Chaos also. "

Das Thema kommt einem irgendwie bekennt vor. Gibt's da vielleicht konkrete Vorbilder, etwa die Marx Brothers?

"Ob's vom Drehbuch her so 'ne Geschichte gibt, weiß ich nicht. Verwechslungskomödie ist ja an sich 'ne klassisches Genre, das ist ja nicht für uns erfunden worden. Die Marx Brothers worden oft mit uns im Zusammenhang genannt. Ich glaub' aber nicht, dass der Film absichtlich auf Marx Brothers getrimmt worden ist. Die Parallele zu den Marx Brothers kommt ja meistens mehr von Leuten, die was mit Film zu tun haben, wie Du zum Beispiel. "

Ich hab's nicht wertend gemeint …

"Nein, ich mein's ja auch nicht wertend. Ich mein' nur, dass ich diese Frage kenne, aber es war halt nicht so, dass wir einen Film wie die Marx Brothers kennen und toll finden. Aber das sind andere Künstler, da Ist mehr Artistik drin. Die kommen ja von der Bühne, bringen Ihre Bühnensketche mit. Die haben doch einen anderen Hintergrund. "

Womit wir bei der Schauspielerei wären. Domonik Graf, Euer Regisseur, hat Euch da ein Kompliment gemacht. Ihr hättet keine Schwierigkeiten mit der Schauspielerei gehabt, meint er. Wie siehst Du das?

"Ich glaube auch nicht, dass wir allzu viele Schwierigkeiten damit gehabt hätten. Allerdings muss ich dazu sagen, dass die Sache ja auch so angelegt war, dass wir nicht überfordert sind. Oder andersrum: Es ging ja nicht um irgendeinen Filmstoff für Schauspieler, die in diesem Jahr drei Rollen und im nächsten Jahr zwei andere zu spielen haben. Das ganze Buch ist ja direkt auf uns zugeschrieben, so dass wir mehr oder weniger nur eine Überhöhung unserer Selbst-Typen sind. Ne?!"

Ja.

"Und das war leichter, als wenn man uns jetzt irgendwelche Rollen aus der Literatur gegeben hätte. die jemand geschrieben hat, der uns gar nicht kennt. Da wären wir mit unseren schauspielerischen Fähigkeiten überfordert gewesen. "

Es Ist vermutlich trotzdem nicht einfach, wenn man unvoreingenommen Ins Studio geht und jede Einstellung x-mal durchdrehen muss.

"Na ja, das ist ja alles nicht so fremd für uns. Da gibt's die Parallelen in der Musik. Da wird ja auch so produziert, dass man kleine Stückchen immer wiederholt und sich selber synchronisiert. Dann kennen wir das vom Fernsehen, wo man ja auch siebzehn Durchläufe macht und immer auf der gleichen Stelle stehen muss. Oder wenn wir unsere Videos gemacht haben. Also, so fremd ist das für uns nicht gewesen. "

Blöde Frage zwischendurch: Was habt Ihr eigentlich lieber gespielt, die echten oder die falschen Generäle?

"ha… " (lacht)

Man muss schließlich als Darsteller zumindest die Fähigkeit mitbringen, zwischen zwei Figuren zu differenzieren …

"Richtig. Die echten Generäle waren vielleicht etwas knackiger zuspielen, (verändert die Stimme zum kratzigen Bass) weil man da so mit der tiefen Stimme spricht und so, weißt Du? (wieder normal) Das ist etwas saftiger. Wenn man sich dagegen selber spielt, wird's 'n bisschen schwierig, aber das verliert sich auch, weil man das drei Monate lang jeden Tag macht und am Abend gar nicht mehr weiß, ob man heute nun siebenmal General und dreimal der echte war oder andersrum. "

Hat Euch der Dominik Graf In dieser Hinsicht ein wenig geholfen?

"Ja, der hat uns sehr gut geführt. Er ist so eine Art Schauspielerregisseur, ein Regisseur für die Schauspieler. Er ist nicht einer, der nur eine bestimmte Linie im Kopf hat. Er fühlt mit den Schauspielern sehr stark mit. Und dann war das ja auch so angelegt, dass da tatsächlich Freiraum für uns selber war. Es war gewünscht, dass wir bei den Dialogen selber verändern, dass wir sagen: Nee, das sind nicht die Worte, die ich selber gebrauchen würde. Gewünscht wurden auch Einwände wie: Ich würde in dieser Situation anders reagieren. "

Habt Ihr diese Einflussmöglichkeiten auch aufs Drehbuch gehabt?

"Ja, teils teils. Wir haben da schon im Großen mitdiskutiert. Es war ja nicht so, dass wir ein fertiges Drehbuch bekommen hätten. Die Arbeiten am Drehbuch, die sich über sechs Monate hinweg zogen, sind mit uns gemacht worden. Ohne dass wir jetzt im Einzelnen bei jedem Satz irgendwas dazu gesagt hätten. "

Wie ist man eigentlich ausgerechnet auf Dominik Graf als Regisseur gekommen? Es gibt andere Regisseure, zum Beispiel Wolfgang Büld ("Gib Gas") oder Dieter Pröttel ("Die Supernasen"), die mit dieser Richtung von Film schon Erfahrung haben.

"Das ist ja genau der Film, den wir nicht machen wollten. Ich will jetzt nichts schlechtes über Kollegen sagen, ich hab' auch die 'Supernasen' nicht gesehen, aber von allem, was ich davon mitgekriegt habe, ist das nicht der Film, den wir machen wollten. Das wäre ein Standardkomikfilm gewesen, der nicht auf uns zugeschnitten worden ist. Bei uns war es aber so, dass sich da ein Team von sehr kompetenten Kino-Leuten Gedanken gemacht hat, wie man diesen Act Trio fürs Kino umsetzen kann. Nachdem das erkannt war und wir das Grundvertrauen hatten, war bereits das meiste gewonnen. Da brauchte man auch nicht mehr soviel dazwischen zu reden, weil man wusste, dass diese Leute ihren Job schon richtig machen werden. "

Du hast allerdings vor kurzem mal gesagt, dass Dir ein Publikum vorschwebt, dass sowohl die 'Supernasen' lustig findet, als auch eine, das den Lubitsch mag.

"Wenn es funktioniert, sollte der Film beiden gefallen. Genauso ist es doch mit unserer Musik, die soll ja auch so aufgefasst werden. Die einen denken, es ist Rock'n'roll, die andern denken, das ist Karneval. Diese Vielschichtigkeit ist bei uns drin, irgendwie. Dass sowohl die Leute, die was von Musik verstehen, unsere Musik zu schätzen wissen, als auch die, die einfach … eh … na … Gottlieb Wendehals gut finden. "

Was hältst Du denn grundsätzlich davon, dass so viele Musiker inzwischen In der Filmbranche fremdgehen? Etwa Lindenberg, Nena, Die Ärzte, Madonna, Sting, Tina Turner, Prince …

"Das ist ein logischer Schritt, weil Musik heutzutage als gesamte Medienkiste verstanden wird. Das sitzt ja nicht einer, der sich nun 'ne schöne Melodie ausdenkt, sondern Musik wird mit dem Wissen um Schallplatte, Radio, Fernsehen und Video gemacht. Wenn man dieses Medienbewusstsein im Kopf hat, gehört der Film zwangsläufig dazu. "

Warum habt Ihr eigentlich nicht auch die Filmmusik zu "Drei gegen Drei" geschrieben?

"Die haben wir ja teilweise gemacht Im Film werden vier Lieder von uns sein. Und die Platte, die zur gleichen Zeit rauskommt, besteht zur Hälfte aus Liedern aus dem Film. Und diese vier Lieder, die wie bei - sagen wir mal 'Ghostbusters' im Hintergrund laufen. Die werden auch stimmungsmäßig einen großen Anteil haben. "

Der Filmkomponist heißt aber Andreas Köbner …

"Ja, der hat diese Hintergrundmusik gemacht, also wenn Spannung ist. dedeldedeldee und so was. Der Andreas hat das gemacht, was man im klassischen Sinne unter Filmmusik versteht. "

Wie heißt denn die neue Platte?

"Die heißt 'What's The Password?'"

Und was gibt's auf dieser Platte noch so zu hören?

"Da gibt's 'Drei gegen Drei', 'Rüstung' und 'Wahnsinn' aus dem Film. Dann 'Ready for You' das ist sehr rockig. Dann kommt 'But I do anyhow', das ein bisschen nostalgisch, ein bisschen swingig. Dann gibt es 'Kunstherz Schröder', da geht's um . .. na ja, um Kunstherz Schröder halt. Ein Lied heißt 'AIDS - Die, Zeit der Liebe ist vorbei'".

Wie gemein …

"Ja, das ist so eine apokalyptische Vision, wie das viele Künstler irgendwann mal machen, Endzeit-Dinge und so. Früher hat man so was an der Pest festgemacht, oder vor zehn Jahren an der Atombombe. Jetzt passt das auf AIDS. Und dann gibt es 'Energie', ein Remake unseres eigenen Titels von der ersten Platte. "

Und der Casio Ist auch wieder dabei?!

"Der Casio ist auch wieder dabei. Aber es ist noch 'ne ganze Menge mehr bei. Wir haben uns beispielsweise mit diesen Techno-Sachen, die heutzutage so laufen, auseinandergesetzt. Wir glauben, dass das dazu gehört. Man kann das nicht ignorieren. Wir wollen es einfach nicht ignorieren. Wir wissen, dass die Synthesizer Ausdruck der Zeit sind und wir wollen uns damit auseinandersetzen. "

Wir es wieder einen minimalistischen Hit geben?

"Hits gibt's hoffentlich 'na Menge. So minimalistisch wie früher ist es allerdings nicht mehr. "

Durch die Synthis wird der Sound wahrscheinlich etwas dichter sein …

"Ein bisschen dichter, ein bisschen raffinierter. "

Warum habt Ihr mit der dritten LP eigentlich so lange gewartet?

"Erst mal wollten wir nicht in diese Routine verfallen, dass jedes Jahr im Herbst 'ne neue LP rauskommt. Außerdem war die Pause so lange gar nicht. Wir hatten uns ab April '84 eine Trio-freie Zeit gegeben. In dieser Zeit war Kralle mit Westemhagen, ich mit Nina und Peter hat einen Film (" 1000 Augen") gemacht. Und Anfang '85 ging's dann wieder los, mit der Vorbereitung der LP und des Films. Wir haben bis jetzt also permanent zu tun gehabt. In zwei Tagen wird die LP fertig, und morgen der Film."

Eine Zeitlang war jeder von Trio für sich unterwegs. Wie ist es, wenn man danach wieder zusammen kommt?

"Gut. Gut."

Ihr liebt Euch also immer noch?

"Ja, heiß und innig."

wir_lieben_uns_noch_immer_1985.txt · Zuletzt geändert: 2016/10/23 22:32 von 127.0.0.1

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