TRIOlogie

Stephan. Peter. Kralle.

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TRIO-Interview

Die Kumpels von der Neuen Deutschen Welle wählten sie in einer POP/Rocky-Umfrage zur beliebtesten deutschen Tanzkapelle: TRIO. Als sich die drei zum Interview stellten, bekannten sie freimütig: "Bei ELO und Pink Floyd wird uns schlecht"

Melody Maker: Ihr seid berühmt für euer Minimal-Konzept. Wie "minimal" habt ihr denn euere LP aufgenommen?

Stefan: Das war in einem 18-Spur-Studio. Wir haben allerdings nur etwa 12 Spuren davon benötigt. Komischerweise wurde das einzige Stück auf der LP, das eigentlich nicht so garagenmässig klingt, die "Sabine", bei uns zu Hause in Großenkneten mit einer Vierspur-Maschine mitgeschnitten.

Melody Maker: Was steckt denn hinter eurer Minimalisten-Idee?

Stefan: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es ohne Aufwand besser läuft. Und dass es billiger kommt.

Kralle: Ich habe auf meiner Gitarre zum Beispiel drei Tonabnehmer gehabt. Ich brauche aber nur einen. Deshalb habe ich zwei davon weggeschraubt. Ähnlich ist es bei der Beleuchtung. Wir brauchen kein farbiges Licht mit Verfolger und so. Deshalb haben wir nur zwei Lampen - damit es ein bisschen heller ist.

Melody Maker: Ist das nicht bloß eine Masche um aufzufallen?

Kralle: Überhaupt nicht. Wir waren so, als wir noch keinen Erfolg hatten. Wir haben uns auch nicht deshalb aufs Notwendigste in Musik und Ausrüstung beschränkt, um etwas auszudrücken. Sondern ganz einfach, weil es uns so am wohlsten ist.

Melody Maker: Da wird euch wahrscheinlich schlecht, wenn ihr die Bombasteleien von ELO oder Pink Floyd hört?

Kralle: Ja, dann wird mir schlecht. Für andere Leute mag das gut sein. Mir wird schlecht bei dieser Musik oder wenn ich mich so präsentieren würde.

Stefan: Wir lassen die virtuosen Schnörkel, die sich seit dem Ur-Rock'n'Roll von Chuck Berry in den letzten 20 Jahren in der Rockmusik entwickelt haben einfach weg. Weil wir die nicht gut finden.

Melody Maker: Nicht, weil ihr als Musiker nicht genug seid, sie zu spielen?

Stefan: Überhaupt nicht. Wir sind die besseren Musiker, weil wir es uns eben leisten können, auf solche Kinkerlitzchen zu verzichten. Wenn Eric Clapton solche Schnörkel macht, hat er die zu seiner Zeit entwickelt, und das war toll. Wenn das einer heute nachspielt, ist das Scheiße.

Melody Maker: Wie schafft ihr es denn, bei euerem Minimal-Aufwand, dass euch die Zuhörer in großen Hallen überhaupt hören können?

Stefan: Unsere Anlage ist natürlich so ausgelegt, dass wir sowohl zu 2'000 Leuten als auch zu 2 Leuten spielen können. Im letzteren Falle benützen wir dann halt eben einen Lautsprecher, der nicht größer ist als ein Radio.

Melody Maker: Überrascht es euch, dass euch eure Kollegen von der Neuen Deutschen Welle zu ihrer Lieblings-Kapelle gewählt haben?

Peter: Ehrlich gesagt, das überrascht mich nicht. Ich weiß, unsere Kollegen finden unser Konzept gut. Es freut mich natürlich, dass sie das zugeben.

Melody Maker: Repräsentiert die Neue Deutsche Welle die deutsche Schlagermusik 1982?

Stefan: Das sehe ich nicht so. Unsere Wurzeln sind eher im Rock'n'roll.

Melody Maker: Was soll dann aber euer Auftritt in der ZDF-Hitparade?

Stefan: Wir sind da mal hin. Und als wir unseren Song ohne jede Einschränkung so präsentieren konnten, wie wir es für gut fanden, sahen wir keinen Grund, da nicht aufzutreten.

Melody Maker: Unter den deutschen Tanzkapellen hat es ganze Rudel, die ich nicht ausstehen kann. Bin ich noch normal?

Kralle: Sicher bist du normal! Mir geht es doch genauso. Ich kann auch nicht diese teilweise äußerst kaputte Musik anhören und dabei Tee trinken und mich entspannen.

Melody Maker: Nenne Namen!

Kralle: Da fällt mir im Moment nichts ein.

Melody Maker: Nichts?

Kralle: Nicht so wie du meinst! Die Gruppe Nichts kenne ich gar nicht. Wir hören auch selten Platten. Und wenn, dann auswärts, so dass wir jeweils nicht zu sagen vermögen, unter wem wir gelitten haben.

Quelle: POP/Rocky Nr. 14 (1982)

melody_maker_1982.txt · Zuletzt geändert: 2016/10/23 22:32 von 127.0.0.1

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