TRIOlogie

Stephan. Peter. Kralle.

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genial

Genial? Ich selbst natürlich!

Dieses Zitat stammt aus dem Munde eines Herren mit dem sehr gewöhnlich klingendem Namen Peter Behrens. Wer ist denn das nun schon wieder?, mögen einige unter Euch vielleicht fragen. Wer vermutet, dass es sich hierbei vielleicht um einen heranwachsenden Trommelvirtuosen handeln könnte, der liegt gänzlich falsch; soviel sei verraten. Es ist auch nicht etwa der Erfinder der Kesselpauke und auch nicht der zweite Schlagwerker im Garmischer Kurorchester. Fest jedenfalls steht, dass jeder von Euch diesen Peter Behrens bereits sowohl gesehen als auch gehört hat. Als weitere Tipps vielleicht erst einmal einige Angaben zur Person: Alter 38 Jahre, Beruf: Trommler (gelegentlich auch Schauspieler), besondere Kennzeichen: lichter Haaransatz, auffallend toupierte Frontlocke, regungsloser Gesichtsausdruck. Man könnte ohne weiteres hier noch viel mehr aufführen - aber ich bin sicher, dass es jetzt bei Euch geklingelt hat; spätestens aber bei dem Namen „Trio" dürften selbst die letzten Zweifel behoben sein. Fassen wir zusammen: Peter Behrens ist also der Trommler der Gruppe Trio.

Eigentlich hätte ich mich ja sehr gerne mit Peter Behrens bei einem oder auch zwei Gläsern Frascati unterhalten, aber es klappte einfach nicht, denn Peter lebt in Wilhelmshaven, ich in München und die Zeit war wieder einmal verdammt knapp; so blieb es also bei einem ausführlichen Telefongespräch. Obwohl ein Telefonat zwangsläufig immer etwas unpersönlicher ausfällt, hatte ich schon nach wenigen Sätzen das Gefühl, dass wir uns so ziemlich auf derselben Wellenlänge bewegen.

Fangen wir doch einfach einmal ganz von vorne an.

Am 4. September 1947, irgendwo in Ostfriedland erblickte Peter Behrens das Licht der Welt und verspürte schon bald den Drang, zu trommeln. Von da an verlief alles ziemlich normal; im zarten Alter von sechs Jahren die erste Band mit Tennisschlägern und Waschtrommeln, dann das erste selbst erarbeitete Drumset. Nachdem das eigene Geld noch nicht ganz reichte, halfen die Eltern ihrem Sprössling noch einmal aus, aber Peter zahlte alles bis auf den letzten Pfennig zurück. Nun fing er an, seine ersten musikalischen Erfahrungen zu sammeln und spielte mit seinen Kumpels, glaubt es oder nicht, Swingmusik! Wenn sich seine Mitmusiker in den Probepausen ein wenig draußen die Füße vertraten, fing Peter an, die tierischsten Beatrhythmen zu klopfen, solange, bis die anderen Jungs wieder auftauchten, denn dann wurde wieder kompromisslos geswingt. Bei seinen Eltern genoss er sozusagen Narrenfreiheit, sie ließen ihren Zögling einfach mal darauflosmachen. So kam es dann, dass Peter sich schon in kürzester Zeit im Rock'n'Roll wiederfand. Für ihn im übrigen bis heute die beste Möglichkeit, sich selbst auszudrücken.

Vom Üben hält Peter nach wie vor absolut nichts, denn, so wörtlich, „wer übt, kann nichts", was aber nicht bedeutet, dass er nicht täglich je nach Lust und Laune vor sich hintrommeln würde. Anno 1980 schließlich kam ihm zu Ohren, dass eine Band einen „schlechten, unbegabten Trommler" suchte; man lernte sich kennen, Trio war geboren.

Von nun an ging es bergauf; das deutsche Publikum hatte sein „ Da, Da, Da", - und war selig! Da standen plötzlich drei Typen auf der Bühne, ein kahlköpfiger Sänger mit nasaler Stimme, ein nicht mehr ganz frisch wirkender Gitarrist mit Adidas-Sonnenkappe und eben jener stets im Stehen spielende Trommler, der keine Miene verzieht und dabei die komischsten Aktionen startete. Für Peter selbst ist Trio eine Kombination aus Rock'n'Roll und Komik, wobei der Rock'n'Roll allerdings überwiegt. Außerdem sieht Peter hier die Möglichkeit, all den akademischen Trommelartisten zu beweisen, dass man auch ohne großartiges Equipment und virtuose Fills Musik zum Grooven bringen kann - und genau das kann ihm wohl wirklich niemand absprechen. Vorbilder hat er keine, auch früher nie gehabt, das Wichtigste ist für ihn immer noch der eigene Intellekt in der Kreativität. Drummer wie Billy Cobham, Simon Phillips oder Steve Gadd findet Peter „echt korrekt, weil die Jungs das machen, was sie total draufhaben, und damit ihre Kohle verdienen".

Er selbst jedenfalls versucht im Moment sein Level zu bekommen, indem er außer bei Trio (bei denen momentan eh' nicht so arg viel geboten ist) in seiner eigenen Rock'n'Roll-Band trommelt, die er mit sehr viel jüngeren Musikern in Wilhelmshaven gegründet hat und für ihn wirklich die Post abgeht. Hier spielt Peter natürlich auf einem „ normalen" Drumset, sogar mit zwei Bassdrums und 27 Toms, was natürlich ein wenig übertrieben ist. Jedenfalls macht es ihm Spaß, sich in seiner Gruppe von seinen ca. 20jährigen Musikern frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Bei aller Euphorie hierfür fühlt sich Peter aber auch bei Trio wohl, was ich persönlich ihm voll abkaufe. Deshalb macht er sich momentan auch nicht besonders viel Gedanken über seine Zukunft. Er bleibt bei Trio, solange es für diese Band weitergeht und solange vor allem die beiden anderen mit ihm zufrieden sind. Tiefschläge, wie beispielsweise den letzten Trio-Film, der sich inzwischen als ziemlicher Flop erwiesen hat, hat man offensichtlich weggesteckt, denn Peter ist immer noch sehr optimistisch. Was musikalisch auf ihn zukommt, weiß er natürlich nicht, ist ihm aber auch egal, solange es seine musikalische Ader trifft. Auf meine letzte Frage hin, welchen nationalen 'oder auch internationalen Drummer er zur Zeit für besonders genial halte, antwortete er mit einem klaren „mich!" - was für mich derart überzeugend klang, dass ich glaube, dem nichts mehr hinzufügen zu müssen.

Quelle: Drums & Percussion 4/86 (August 1986)

genial.txt · Zuletzt geändert: 2016/10/23 22:32 von 127.0.0.1

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