TRIOlogie

Stephan. Peter. Kralle.

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Ostfriesisches Minimum-Terzett

Ein bisschen Zirkus-Erfahrung von Schlagzeuger Peter Behrens, auf der Bühne sein Instrument unter einem bonbonfarbenen Sonnenschirm, er selbst mit sturem Blick und keine Miene verziehend dahinter - ein Buster Keaton der neuen deutschen Szene, dafür Sänger Stefan Remmler um so übertriebener wie ein Conferencier in einer Seifenoper und Gitarrist Kralle Krawikel in der Pose des Rockgitarristen - Trio haben es drauf, ihr Publikum zu foppen. Mal spielt Peter Gitarre oder singt, Stefan spielt Gitarre und Kralle steht am Schlagzeug. Schon allein die Instrumente lassen Böses ahnen. Ein Standtom, ein Hihat und eine Bassdrum, eine rote Plastikgitarre, ein billiges Mikrofon, ein Verstärker im Hintergrund - als habe eine Schülerband ihre Secondhand-Minimal-Anlage aufgebaut, so sieht's aus.

Mal singen sie deutsch, mal englisch, mal geht's auch innerhalb eines Songs quer durch sämtliche Sprachen, dazu kommt ein typisch deutscher Akzent, stark übertrieben. Und das alles ohne einen Bassisten - bis jetzt hat das noch keine Band der Welt gewagt. Auch sonst ist an Trio vieles anders. Im November 1981 brachten sie sich durch eine völlig neue Deutschland-Tournee ins Gespräch. Die drei traten nicht in Clubs oder Hallen auf, sondern in Plattengeschäften, bauten ihre Instrumente einfach vor den Verkaufstheken oder auf dem Bürgersteig vor den Schaufenstern auf. Das sorgte für reichlich Gesprächsstoff, machte die Gruppe bekannt.

Gegründet wurde sie etwa Ende 1980 zwischen der Autobahn Bremen-Münster und der holländischen Grenze, also in Ostfriesland. Hier wurden die drei auch geboren. Stefan Remmler und Kralle Krawinkel stammen aus Bremerhaven. Jetzt leben sie in Großkneten. Hier entstand auch die Musik der Gruppe, die zunächst auf eigene Kosten auf einer 25-cm-Platte veröffentlicht wurde. Die drei Stücke verkauften sich gut, machten den Produzenten Klaus Voormann (früher auch einmal als Bassist bei John Lennon tätig) aufmerksam und ließen die Band nach Hamburg holen. Hier unterschrieb er einen Vertrag mit ihnen, produzierte die erste LP mit 14 Titeln und jeweils knapp 19 Minuten Musik. Das ZDF-Kulturmagazin "Aspekte" widmete einige Minuten dem Trio, ließ die drei Ostfriesen live in ihrer Sendung auftreten.

Im März 1982 erschien dann die Single "DaDaDa, ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht, aha aha aha". Dieses im Grunde belanglose Wortspiel, musikalisch aufbereitet durch eine eingängige Melodie, einen durchgehenden, stampfenden Rhythmus verschaffte Trio dann endgültig einen Platz an der Sonne. Der Titel, eher an einen Kinderreim erinnernd und ebenso einfach aufgebaut, entwickelte sich zum Renner im Untergrund und machte Trio auch in den Hitparaden zur Erfolgsband. Inzwischen haben sich Trio für 150 Mark noch einen Casio mit Rhythmusmaschine zugelegt. Er vervollständigt die instrumentale Ausrüstung, aber dabei soll's vorerst auch bleiben. Auf jeden Fall wird kein Bassist gesucht. Den brauchen die Ostfriesen nicht für ihre Minimal-Musik.

ostfriesisches_minimum-terzett_1982.txt · Zuletzt geändert: 2016/10/23 22:32 von 127.0.0.1

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